Presse-Echo 2024Hier lesen Sie textlich unveränderte Artikel aus der Lokalpresse. Setzfehler („Verschienes“) werden aus Gründen der Wahrhaftigkeit reproduziert, können aber auch durch unsere OCR neu entstehen. Die Zeiten sind gründlich vorbei, in denen Georg Kreisler reimen konnte „Heute findet jede Zeitung größere Verbreitung durch Musikkritiker“. Obgleich gelegentlich Zweifel an deren Fachkompetenz aufkamen, nicht nur per Satire, ist ihr ersatzloses Verschwinden noch mehr zu beklagen. Den Grund dafür vermute ich (A. S.) gar nicht darin, dass es kein zahlungswilliges Lesepublikum mehr gäbe, sondern dass der Journalismus immer noch keine tragfähige Organisationsform für das Internet-Zeitalter gefunden hat. Im Lokalteil geht es nicht um die streitbare Juroren-Perspektive, sondern um die Frage „Was genau war los, mit welchen Prämissen und welchem Erfolg?“ – das interessiert die Leserschaft heute wie eh und je. Hoffen wir, dass die Redakteure und ihre Öffentlichkeit wieder mehr Bewusstsein dafür entwickeln. Bis es soweit ist, freuen wir uns immerhin über gelegentlich aufflammende Beachtung. Aus reiner Freude an der MusikLiebhaber der Kultur: Warum Matthies Andresen, Dirigent des Collegium Musicum Mannheim, die Arbeit mit Laienmusikern so schätzt Von Karolin Jauernig Dirigent Matthies Andresen (re.) mit Studierenden der Musikhochschule Mannheim nach dem „Sinfoniekonzert“ im Juli 2024. Bild: Matthies Andresen Das Repertoire ist so bunt wie die Mitglieder im Collegium Musicum Jeden Montagabend kommt noch einmal Schwung in den Altbau der Musikhochschule Mannheim, wenn die circa 40 aktiven Musiker des Collegium Musicum zur Probe zusammenkommen. Keine Studierenden der Hochschule, sondern eine vielfältigen Gruppe: Lehrer, Juristen, Mathematiker, BASF-Mitarbeiter – alle vereint durch ihre Liebe zur Musik. Das Repertoire des Collegium Musicum ist so bunt wie seine Mitglieder. Von klassischen Sinfonien über moderne Filmmusik bis hin zu Jazz ist alles vertreten. Die Auswahl der Stücke erfolgt in Zusammenarbeit zwischen den Musikern und Andresen, der seine Expertise als Komponist einbringt, um fehlende Instrumente kreativ zu ersetzen. Kein Klarinettist ist da? Kein Problem, Andresen arrangiert eine passende Alternative, zum Beispiel für Horn. Eine Besonderheit des Collegium Musicum: Es gibt nicht wie in anderen Orchestern ein Probespiel. Jeder, der Freude am Musizieren hat und eine gewisse musikalische Vorbildung mitbringt, ist willkommen. Die Musiker sind zwar Laien, spielen aber auf gutem Niveau und sind mit Herzblut dabei. Andresen legt großen Wert darauf, dass die technischen Grundlagen während den Proben verfeinert werden und sein Dirigierschlag klar und verständlich ist. Dadurch entsteht eine harmonische Zusammenarbeit, die von Enthusiasmus und Engagement geprägt ist. Warum arbeitet Matthies Andresen so gerne mit Laienmusikern zusammen? Ganz einfach: „Es macht großen Spaß! Profis machen den ganzen Tag über Musik, für Laien ist es nicht das ‚everyday life’. Hier entstehen echte Freundschaften und eine herzliche Atmosphäre.“ Andresen schätzt die Begeisterung und Lernbereitschaft, die Laien mitbringen. „Die Mitglieder spielen aus reiner Freude an der Musik, ohne den Druck, damit Geld zu verdienen.“ Die Konzerte finden zwei Mal im Jahr in der Johanniskirche im Lindenhof statt. Trotz der kleineren Besetzung des Orchesters entfalten die Werke dank der beeindruckenden Akustik der Kirche dort den vollen Klang eines großen Sinfonieorchesters. Der Dirigent verfolgt mit Leidenschaft große Pläne Geht das Interesse am Orchesterspielen, besonders bei jungen Menschen, verloren? Andresen bleibt gelassen: „Die Leute kommen und wollen Musik machen. Das Interesse an Musik ist nach wie vor groß“, sagt er zuversichtlich. „Es geht weniger darum, ob das Interesse schwindet, sondern vielmehr darum, wie es sich verändert und in neuen Formen Ausdruck findet.“ Über das Collegium Musicum
© Mannheimer Morgen, 11.09.2024 |